Wenn man oft im Umfeld der eigenen Wohnung spazieren geht, wandelt man natürlich auf reichlich ausgetretenen Pfaden. Zum Naturerlebnis spielt das keine Rolle, da kommt es auf die Bewegung in der frischen Luft und wenn möglich im Sonnenschein an.
Wenn man allerdings Hobby-Fotograf ist, und bei so einem Spaziergang auch gerne die Kamera verwenden möch- te, kann man schon Probleme bekommen. Geeignete Motive zu finden ist nicht immer einfach, und auf einem Weg den man schon unzählige Male fotografierend begangen hat, schon gar nicht.
Allerdings sehe ich beim Fotografieren auch immer den Lerneffekt, so kann man ja immer wieder das selbe foto- grafieren und dabei hoffentlich immer besser werden. Dass es dann für die Betrachter der Fotos nicht langweilig wird, wenn man einige der Ergebnisse zeigt, kann man nur hoffen.
Beim ersten Bild habe ich versucht einige Lehrsätze zur Landschaftsfotografie zu verwenden. Vordergrundobjekte, wie hier die Pflanzen am Wegrand, sollen ein Bild interessanter machen und zur räumlichen Darstellung beitragen. Die Reihe der Strommasten, die Linien im abgeernteten Feld, und evtl. auch die Linie des Waldrandes sollen den Betrachter ins Bild ziehen auf die Häuser im Hintergrund zuführen. Die Trennlinie zwischen Himmel und Erde ist im Verhältnis 1/3 zu 2/3 gewählt. Das Licht ist nicht ganz so toll, da große Teile der Landschaft im Wolkenschat- ten lagen.
Soweit es ohne große Verrenkungen möglich ist, und es nicht so hell dass man auf dem Display nichts erkennen kann, bevorzuge ich beim Fotografieren mit meiner digitalen Spiegelreflexkamera meistens die folgende Vorge- hensweise:
Die Kamera, die ich am Trageband um den Hals trage, drücke ich soweit vor meinem Gesicht nach vorne, dass das Trageband gespannt ist. Das ergibt eine stabile Haltung, mindert die Verwackelungsgefahr, und ermöglicht mir einen bequemen Blick auf das Display. Nun betrachte ich das was ich auf dem Display sehe genau so wie ich später das Foto betrachten und beurteilen würde. Wie ist die Bildaufteilung? Steht irgendwas im Weg? Wird irgendwas abgeschnitten, oder durch anders abgedeckt?
Dazu verwende ich auch die Linien zum goldenen Schnitt oder zur Drittel-Regel die ich einblenden kann. Oft wechsele ich dann noch meinen Standpunkt, ein Schritt zur Seite kann z. B. ein Teil eines Hauses das durch einen Busch im Vordergrund abgedeckt wird ins Bild bringen. Oft zoome ich noch ins Bild hinein oder daraus heraus um den Bildausschnitt ausgewogener zu machen.
Als Vordergrund habe ich hier die Leitplanke mit einigen dahinter stehenden Gewächsen genommen. Eigentlich habe ich für die Gestaltung die Linien zum goldenen Schnitt genommen. Das Verhältnis Erde/Himmel stimmt, nur habe ich die rechte Hilfslinie so ausgerichtet das der Baum rechts zum Motiv wird. Dabei ist er eher Statist in die- sem Bild, der Talblick soll ja Hauptdarsteller sein. So teilt er nun eigentlich das Bild auf, links der Talblick rechts ein Blick auf die Hangwiese. Das Auge des Betrachters irrt so im Bild hin und her.
Also versuche ich es mit einer günstigeren Aufteilung und rücke den Baum an den rechten Rand.
Das ist schon weniger irritierend, das Bild wird nicht mehr durch den Baum aufgeteilt, sondern eher eingerahmt. Allerdings ist auf der linken Seite einiges unsehenswertes, und der hohe Baum halblinks wirkt auch etwas deplat- ziert. Also wähle ich nun den Ausschnitt noch etwas enger.
So finde ich das Bild schon ausgewogener, die Leitplanke mit den Gewächsen bildet, obwohl auch beschnitten, immer noch den Vordergrund, dahinter führt der Blick ins Tal, das links und rechts von Bäumen von Bäumen ge- rahmt ist. Dazu im Hintergrund ein zartblauer Himmel mit weißen Wolken. Fast perfekt, finde ich!
Seit einiger Zeit behindert eine Baustelle unseren Einkaufsweg. Die rotweißen Absperrungen bringen willkommene Farbe ins Bild, also wollte ich das so festhalten.
Hier gefiel mir nun auch die Aufteilung nicht so wirklich. Der Baum im linken Bereich nahm mir zu viel Platz ein, und trennte auch ein Teil des Bildes ab.
Schon besser, aber nun habe ich rechts nicht aufgepasst, da ist noch etwas Platz verschwendet. Also noch mal:
So kann man das Bild nun lassen, finde ich. Außer man möchte noch eins drauf setzen und z. B. das 16 : 9-For- mat verwenden.
Naja, keine besonders tollen Motive, aber zum Üben reicht es. Auch ein einfacher Baum kann, wenn ein interes- santer Ausschnitt gut ins Bild gesetzt wird, zu einem interessanten Bild werden.
Mittlerweile hatte es angefangen zu dämmern. Das gab mir die Möglichkeit etwas anderes auszuprobieren. Die automatische Belichtung der Kamera versucht immer ein Bild in normaler Helligkeit einzustellen. So dass also ein Bild das abends aufgenommen wird, genau so hell ist wie eins das bei hellem Mittagslicht aufgenommen wird. Wenn man möchte dass das Motiv gut und deutlich gesehen wird ist das gut. Aber was ist wenn man möchte dass das Bild genau die vorhandene Lichtsituation darstellen soll?
Zuerst mal ein Bild das ich mit automatischer Belichtung fotografiert habe:
Von der Belichtung her kein schlechtes Bild (alles andere lassen wir mal außen vor! ;-) ), aber von Dämmerung ist nichts zu sehen.
Gott sei Dank hat ein schlauer Mensch die Belichtungskorrektur erfunden. Ich stellte sie also in den Minus-Bereich und hatte nach einiger Ausprobiererei ein Bild dass den Original-Lichtverhältnissen entspricht.
Beim nächsten Bild kann man auch kaum glauben dass es in der Dämmerung aufgenommen wurde.
Also wieder Belichtungskorrektur im Minus-Bereich und schon sieht es in etwa original aus:
Diese Motive machen natürlich nicht so sehr viel her. Aber irgendwann kommt man sicher mal in die Situation dass man eine besondere Lichtstimmung darstellen möchte, aber die Kamera stur die 08/15-Belichtung einstellt. Für solche Fälle, unter anderen, gibt es die Belichtungskorrektur. Es lohnt sich wenn man sich damit vertraut macht. Ausprobieren kostet ja, zumindest bei einer Digitalkamera, nichts!