So wirklich hat es der Frühling noch nicht geschafft die kalte Jahreszeit zu besiegen. Vom Ansehen her war heute ein wunderschöner sonniger Tag. Wer sich aber nach einem Blick durchs Fenster dazu verleiten ließ sich allzu leicht bekleidet ins Freie zu begeben erlebt eine eisige Überraschung.
So wie ich! Meine Frau hatte sich für heute bei ihrer Mutter angemeldet, um ihr den Flur zu putzen und mit ihr einzukaufen. Nach dem Motto "Wo du hingehst da will auch ich hingehen" begleitete ich sie. Eigentlich in der Hoffnung das ich mich zu einer kleinen Foto-Expedition absetzen könnte. Allerdings musste ich ich schon auf dem kurzen Weg vom geparktem Auto zur Schwiegermutter-Wohnung feststellen das ich eindeutig nicht warm genug angezogen war. Also hütete ich die Wohnung und passte auf die laufende Waschmaschine auf, während die beiden Frauen auf Versorgungs-Tour gingen.
Beim anschließendem Flurputzen durfte ich die Fußmatten ausschlagen. Das war schnell gemacht! Allerdings war ich danach erst mal von der warmen Wohnung abgeschnitten, da der dazwischen liegende Flur und die Treppe ge- rade von meiner Frau mit dem Wischer bearbeitet wurde. Da wollte ich sie lieber nicht stören, auch im Interesse der eigenen Gesundheit und Unversehrtheit! Frauen reagieren schon mal etwas heftig wenn man während des Wischens durch den feuchten Flur tapert! ;-)
Um nun aber während des Wartens nicht zu frieren lehnte ich mich, von einigen Passanten erstaunt angeschaut, abwechselnd mit Rücken und Bauch an unser Auto, das sich in der Sonne angenehm aufgeheizt hatte. So über- lebte ich, bis endlich meine Frau den Kopf durch die Haustür steckte und ihr winkender Arm die Freigabe zur Flurdurchquerung erteilte.
Damit war aber auch unser Besuch beendet und so fuhren wir im angenehm warmen Auto nach Hause. Meinen Plan betreffs der Foto-Expedition hatte ich allerdings noch nicht aufgegeben. Meine Nerven hatte in letzter Zeit einiges zu leiden, aber durch jahrelange Erfahrung weiß ich ja das es für mich etwas gibt das solche Leiden zumindest lindern kann: Spazieren und Fotografieren. Spazieren gehen für den Körper, Fotografieren für die Seele.
Also stellte ich einen Antrag auf Freigang bei meiner Auserwählten, der auch wohlwollend gewährt wurde. Und so brach ich endlich doch noch, diesmal aber wärmer bekleidet, zu meiner Foto-Expedition auf. Es dauert ein Weil- chen, aber dann hatte ich doch durch die Beschäftigung mit meinen Kameras alle Sorgen vorübergehend verges- sen. Um wirklich schöne Bilder zu schießen bedarf es einiger Überlegungen und Einstellungen. Blende und Be- lichtungszeit, Weißabglich und Iso-Wert, Belichtungskorrektur, Einfallwinkel des Sonnenlichts, Gestaltung des Bildausschnitts, da gibt es schon einiges zu tun und zu bedenken.
Was natürlich auch nicht ganz unwichtig ist sind die Motive. Da es gut zum Thema Frühlingsanfang passte habe ich erst mal nach frischem Frühlingsgrün und aufbrechenden Knospen Ausschau gehalten.
Das sind Motive die nicht so schwer zu fotografieren sind, denn da sie fest angewachsen sind, können sie nicht weglaufen oder fliegen. Allenfalls können sie im Wind schwanken, aber wenn man die Geduld hat einen windstillen Moment abzuwarten ist das Fotografieren kein Problem.
Für andere Motive muss man schon ein wenig Glück haben, denn diese kleine Meise ist durchaus in der Lage davon zu fliegen, wenn man sich all zu lange mit Einstellungen beschäftigt:
Auch die zwei Tauben, die ich ablichten konnte hätten davon fliegen können. Aber offenbar hatten sie andere Pro- bleme, denn wenn es sich um ein Pärchen handelt sieht ihre Haltung doch sehr nach einem Konflikt aus.
Die Bauern waren auch schon fleißig und haben ihre Felder gepflügt. Sehr zur Freude einiger gefiederter Nutz- nießer.
Es gab also schon einiges zu fotografieren, meine Sorgen waren vergessen, aber auch die Zeit. Irgendwann kam mir aber doch zu Bewusstsein dass ich doch schon ziemlich lange unterwegs war, und meine liebe Gemahlin deshalb auch schon lange alleine zu Hause. Also schickte ich ihr, um eventuellen "Donnerwettern" bei meiner Heimkehr vorzubeugen eine liebe SMS.
Dann marschierte ich weiter... ...bergauf um eine Kurve herum... ....und sah mich plötzlich einem Rehbock gegen- über der, nur ein paar Meter entfernt, auf der Wiese stand. Ich blieb stehen hob langsam die Kamera, schaltete sie ein..... .....und mein Handy lärmte los. Meine Frau hatte die SMS zum Anlass genommen das Donnerwetter schon mal telefonisch einzuleiten. Allerdings nur zum Spaß, denn sie kennt mich und meine "Spaziergänge" ja schon länger. Nach ein paar netten Worten beendeten wir unser Gespräch, und da der Rehbock sich Gott sei Dank davon nicht stören ließ konnte ich nun ungestört los fotografieren.
Der Rehbock ließ sich auch weiterhin nicht stören. Überhaupt haben sich die Rehe hier bei uns schon sehr an die Menschen gewöhnt, was leider dazu führt das sie ganz ungeniert in Gärten, Vorgärten und anderen Anlagen ihren Hunger stillen. Tagsüber kann man sie auf den Wiesen hinter unserem Haus weiden (Waidmännisch: Äsen!) sehen. Die Gärten besuchen sie Nachts.
Ich merkte nun doch langsam das ich schon ziemlich lange unterwegs war. Deshalb nahm ich auf dem Weg nach Hause eine Abkürzung... ...und stand plötzlich vor der Frau Gemahlin des soeben fotografierten Rehbocks. Die war allerdings nicht so geduldig wie der Herr Gemahl, aber eine Aufnahme gelang mir doch, bevor sie sich eilig davon machte.
Alles in allem war meine Foto-Expedition also doch recht erfolgreich. Aber das Schönste kam zum Schluss: Statt des erwarteten Donnerwetters gab es ein leckeres Abendessen. :-)
Es war nicht alles richtig was ich im Leben so gemacht habe. Aber bei der Auswahl meiner Lebensgefährtin habe ich wohl nichts verkehrt gemacht! ;-)